Implementierung neuer Karrierewege: U15-Unis als Impulsgeber
News vom 27.05.2025
Wie gelingt ein Karrieresystem, das wissenschaftliche Exzellenz fördert – ohne das klassische Professor*innenmodell zum alleinigen Maßstab zu machen? Diese Frage stand im Mittelpunkt des U15-Workshops am 21. Mai 2025 an der Universität Hamburg. Mit dabei: Vertreter*innen von fast allen German U15-Universitäten sowie Gäste von anderen Hochschulen und aus dem zuständigen Bundesministerium.
Der Workshop zielte auf den Austausch über ein hochaktuelles Thema: die Einführung dauerhafter wissenschaftlicher Stellen wie „(Senior) Lecturer“ oder „(Senior) Researcher“, die eigenständige akademische Laufbahnen ermöglichen, die nicht zwangsläufig auf eine Professur hinauslaufen. Neue Stellenkategorien, die Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen früher langfristige Perspektiven bieten können, werden an vielen Universitäten aktuell diskutiert oder bereits implementiert. Entsprechende Modelle werden dabei zunehmend als Baustein zur Stärkung von Forschung, Lehre und institutioneller Resilienz gesehen. Doch die Implementierung entpuppt sich im Alltag als hochkomplex: Fragen der tariflichen Eingruppierung, der rechtssicheren Evaluation, der Kapazitätsplanung und der Einbettung in die Fakultätsgovernance zeigen, wie vielfältig die Herausforderungen sind.
Drei Impulsformate als Rückgrat des Workshops:
- Die Universität Hamburg stellte ihre kürzlich eingeführten Lecturer- und Researcher-Modelle vor – inklusive der Herausforderungen bei Tenure-Gestaltung, Eingruppierung und Abstimmung mit dem Landeshochschulgesetz.
- Die Universität Bremen präsentierte als Pionierin in diesem Bereich einen Erfahrungsbericht, der Einblicke in erprobte Verfahren der Evaluation, Stellenentwicklung und fakultären Verankerung gab.
- In vier moderierten Kleingruppen wurden zentrale Aspekte vertieft: rechtssichere Tenure-Verfahren, tarifrechtliche Aufstiegsmöglichkeiten, institutionelle Einbettung und kapazitätsrechtliche Rahmenbedingungen.
Vier zentrale Herausforderungen wurden deutlich:
- Die rechtssichere Ausgestaltung von Evaluations- und Entwicklungsverfahren bei dauerhaften Stellen
- Die unklare Rechtslage bei der tarifrechtlichen Eingruppierung und Perspektive auf Höhergruppierung (E13 → E14/15)
- Die Abbildung solcher Stellenmodelle in der Kapazitätsberechnung und Lehrverpflichtungsordnung
- Die strukturelle Verankerung in Fakultätsstrukturen mit ausreichender wissenschaftlicher Autonomie
Die Diskussion machte deutlich: Es geht nicht nur um institutionelle Spielräume, sondern auch um föderale Barrieren. Unterschiedliche Landesgesetze erschweren die Übertragbarkeit von Modellprojekten ebenso wie den Wechsel wissenschaftlichen Personals zwischen Bundesländern. Was es braucht, ist ein abgestimmtes Vorgehen von Hochschulen, Ländern und Bund – mit klaren Standards, fairen Verfahren und langfristigen Perspektiven.
Impulse für die Zukunft
Einigkeit herrschte unter den Teilnehmenden darüber, dass neue Karrierewege mit klaren Standards, evaluierbaren Kriterien und transparenter Ausschreibungspraxis ausgestaltet sein müssen. Dabei geht es nicht um Konkurrenz zur Professur, sondern um die Ergänzung des wissenschaftlichen Karrieresystems um langfristige, attraktive Optionen.
Die U15-Universitäten verstehen sich als Impulsgeberinnen für eine nachhaltige, resilientere Personalstruktur in der Wissenschaft. Mit dem Workshop in Hamburg haben sie gezeigt: Der Strukturwandel im Karrieresystem ist nicht nur nötig – er ist an den U15-Unis längst in vollem Gange.
Wir danken allen Teilnehmenden für den produktiven Austausch und insbesondere der Universität Hamburg für die Organisation.
Zeit & Ort:
21. Mai 2025
Universität Hamburg