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Die deutsch-britische Forschungszusammenarbeit ist bereits heute ein wichtiger Zukunftsmotor – machen wir sie noch besser

News vom 07.08.2025

Wissenschaft verbindet – auch in geopolitisch unruhigen Zeiten: Michael Hoch (U15) und Chris Day (Russell Group) fordern in einem gemeinsamen Standpunkt neue bilaterale Initiativen und klare politische Signale zur Vertiefung der deutsch-britischen Forschungsallianz.
Europa steht vor entscheidenden Weichenstellungen. Regierungen suchen nach neuen Wegen für nachhaltiges Wachstum und internationale Sicherheit. Dabei können Großbritannien und Deutschland auf einen besonders starken Zukunftsmotor zurückgreifen: enge, vertrauensvolle und wirkungsvolle Zusammenarbeit in der Forschung. Jetzt ist der Moment, diese weiter zu stärken.  
Die Beziehung zwischen unseren Ländern ist heute enger denn je, das politische Klima kooperativ und zukunftsgerichtet. Dafür steht auch der kürzlich verabschiedete neue deutsch-britische Freundschaftsvertrag: Darin erklären Deutschland und Großbritannien, ihre Zusammenarbeit in wichtigen gemeinsamen Anliegen auszubauen, etwa bei Sicherheit, Unterstützung der Ukraine und der Schaffung neuen Wachstums. Auch die Stärke unserer Länder in Forschung und Innovation spielt dabei eine zentrale Rolle.
Der Mehrwert von Kooperation. Großbritannien und Deutschland können auf eine langjährige und belastbare Partnerschaft vertrauen. Diese ist auch von großer Bedeutung für die Exzellenz unserer Forschung und ihren globalen Impact. Unsere Länder pflegen die engste Forschungspartnerschaft in Europa. Und sie profitieren enorm vom Austausch ihrer WissenschaftlerInnen, Studierenden und Entrepreneure. Die Statistiken zeigen, dass deutsch-britische Forschung deutlich öfter zitiert wird als nur nationale – und sich ihre Wirkung so erheblich vergrößert. Dies gilt sogar nochmal mehr für die Kooperation zwischen Russell Group- und U15-Universitäten.

Rückkehr zu Horizon Europe.

Selbst die vorübergehende Nichtbeteiligung Großbritanniens an „Horizon Europe“, dem Flaggschiffprogramm der EU-Forschung, konnte die starken Forschungsbeziehungen zwischen unseren 39 Universitäten nicht schwächen. Und mit der Rückkehr ins Programm und dem neuen Freundschaftsvertrag bietet sich jetzt eine einmalige Chance, die wir nutzen sollten – für mehr gemeinsame Forschung.  


Was es dafür braucht – Auf Bewährtem aufbauen:

Etablierte Strukturen sollten genutzt und ausgebaut werden. So arbeiten UK Research and Innovation (UKRI) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bereits erfolgreich zusammen. Ihre neue Lead-Vereinbarung für Ingenieur- und Naturwissenschaften ermöglicht ein vereinfachtes Antragsverfahren bei bi-nationalen Projekten. Auch gemeinsame Anträge in „Horizon Europe“ nehmen wieder zu. Neue Förderlinien – wie im Freundschaftsvertrag vorgesehen – könnten die Absichtserklärung zwischen DFG und UKRI ergänzen.  


Bilaterale Instrumente für eine stärkere Zusammenarbeit:

Die wichtigste Ressource für Forschung und Entwicklung sind die Menschen, die sie betreiben. Deshalb ist persönlicher Austausch so wichtig – das gilt auch für unsere Partnerschaft. Zwar stellt die EU mit den Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen (MSC-Maßnahmen) dafür passende Stipendien zur Verfügung – doch es gibt nicht annähernd genug. Zielgerichtete bilaterale Programme könnten dabei helfen, diese Lücke zu schließen, und insbesondere Forschenden in frühen Karrierephasen helfen.  
Auch Erasmus+ bietet Instrumente zur Förderung der Mobilität von wissenschaftlichem und administrativem Personal. Mit einer Assoziierung Großbritanniens zum Programm könnten wir dieses Potenzial besser ausschöpfen. Der fortgesetzte Dialog zwischen beiden Ländern – auch auf Ebene der Forschungseinrichtungen – wird uns dabei helfen, neue Chancen zu identifizieren, ohne dabei bürokratische Hürden aufzubauen.  
Der Vertrag ist ein Meilenstein für die Beziehungen unserer Regierungen und wird nicht zuletzt auch neue Kooperationen zwischen Förderern, Universitäten, Forschungsteams und Regulierungsbehörden in Bezug auf Schlüsseltechnologien ermöglichen. Unsere Länder stehen hier vor einer ähnlichen Herausforderung: eine Balance zu finden zwischen internationaler Offenheit und dem Schutz sensibler Forschung. Der Austausch von Best Practices – und, wo sinnvoll, die Harmonisierung von Ansätzen – kann helfen, die wissenschaftliche Zusammenarbeit zugleich einfacher und sicherer zu machen.


„Horizon Europe“: Exzellenz, Offenheit, strategische Einbindung:

German U15 und die Russell Group begrüßen das klare Bekenntnis von EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen zu einem eigenständigen, exzellenzorientierten EU-Forschungsrahmenprogramm, in dem die Rolle des Europäischen Forschungsrats (ERC) gestärkt wird, um Spitzenforschung und Innovation zu fördern. Dabei hat Europa langjährige verlässliche und wissenschaftlich exzellente Partner, die unsere Werte teilen und unsere Forschung bereichern. Das nächste Rahmenprogramm muss deshalb weiterhin die Beteiligung vertrauensvoller Partner wie die Großbritanniens, der Schweiz und Kanadas ermöglichen, auch in Schlüsselfeldern wie Quantenforschung, KI und Raumfahrt.  


In einer zunehmend angespannten geopolitischen Lage ist es wichtiger denn je, dass Wertepartner zusammenrücken. Mit der engen Partnerschaft zwischen den deutschen U15- und den Russell-Group-Universitäten möchten wir auch künftig einen Beitrag zur Vertiefung der deutsch-britischen Verbindung leisten. Für ein Europa mit starker Wissenschaft, Schlüsseltechnologien und Innovation.  

Autoren: Michael Hoch ist U15-Vorstandsvorsitzender und Rektor der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Chris Day ist Vorstandsvorsitzender der Russell Group und Präsident der Newcastle University.

Veröffentlichung im Research.Table, 7. August 2025


 



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